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Bienen rund um den Volksbankwald in der Üfter Mark

Bienen rund um den Volksbankwald in der Üfter Mark

Die Luft ist regenschwer. Die Kiefern rund um die große Lichtung mitten in der Üfter Mark werfen nicht nur lange Schatten auf den Weg, man kann sie auch riechen. Ihr harziger Duft hüllt uns ein, als wir durch das unverschlossene Tor zu den beiden Bienenstöcken gehen, die etwas geschützt unter Birken stehen. Nur wenige Bienen schweben über dem Eingang der Stöcke. Es ist ein frischer Morgen im frühen Herbst. Und die Bienen haben ihren Jahresplan längst erfüllt. Kiloweise Honig haben sie rund um den Volksbankwald erwirtschaftet. Jetzt ist Ruhe eingekehrt.

Kurt Fey, Imker aus Schermbeck, stellt mir seine Bienenvölker vor. Die Bienen sind den ganzen Sommer über in die direkte Umgebung ausgeflogen, um Nektar zu finden. „Der typische Waldhonig, den Bienen herstellen, entsteht aber gar nicht wirklich aus Blütennektar“, räumt der Imker sofort mit einer irrigen Vorstellung auf. „Die Bienen sammeln das Stoffwechselprodukt von Schildläusen auf, die an Fichten- und Kiefernnadeln sitzen. Aus diesem sogenannten Honigtau entsteht der charakteristische Waldhonig-Geschmack.“ Kurt Fey hat ein Glas Honig dabei. Der Inhalt leuchtet wie flüssiges Gold. Der Vorteil des Waldhonigs: Der dunkel-goldene Saft kristallisiert auch nach langer Zeit nicht. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass Feys Bienen auch mal auf die umliegenden Felder und in die vereinzelten Gärten am Ortsrand Schermbecks fliegen, um ein wenig echten Nektar unter den Waldhonig zu mischen. Die Immen haben immerhin einen Flugradius von drei Kilometern. Wo genau sie ihrer fleißigen Sammeltätigkeit nachgehen, davon erzählen sie ihm allerdings nichts. Auch wenn Kurt Fey mit seinen Bienen per Du ist. Er muss schließlich alles mitbekommen, was in seinen Völkern so los ist.

 

Ein Geheimtipp: Bienen bei der Arbeit zuschauen

Noch verirrt sich kaum je ein Wanderer in die Einfriedung mitten im Wald. Die Volksbank hat die Patenschaft für dieses große Areal übernommen. Bald entsteht hier ein Bienenlehrpfad, den jeder erkunden darf. Rund um die beiden unscheinbaren Bienenstöcke gibt es schon jetzt Schautafeln auf der Lichtung. Bald wird es einen einfach angelegten Weg geben, der von einer Tafel zur anderen führt. Wir stapfen jetzt querfeldein über Unkraut und nackte Erde, um von einer Station zur anderen zu kommen.

„Hier auf der Tafel sehen Sie mal die Zahlen, welche Leistung die Bienen für uns vollbringen“, macht Kurt Fey seiner Begeisterung Luft: Eine Biene sammelt pro Flug 25 bis 35 Milligramm Nektar. Für ein Glas Honig fliegen sie also um die 33.000 Mal aus und besuchen Abermillionen Blüten. Um 500 Gramm Honig herzustellen, haben sie 1,5 Kilogramm Nektar gesammelt. Dabei legen sie eine Strecke zurück, die drei Mal die Erde umspannt. Damit in einem Sommer eine Menge Honig zusammenkommt, leben 40.000 bis 60.000 Bienen in einem Stock. „Bei ihrer Sammelarbeit leisten die Insekten Unglaubliches für uns Menschen“, verrät der Imker etwas von seiner Faszination für seine fliegenden Schützlinge. „Die Obstbauern und Landwirte würden kaum etwas ernten, wenn die Bienen die Pflanzen nicht bestäuben würden.“ Eine weitere Schautafel zeigt, dass zum Beispiel Birnen oder auch Möhren kaum gedeihen würden, ohne dass Bienen sie bestäuben.

Faszination Biene – Demokratie und Arbeitsteilung im Bienenstock

Kurt Fey ist als Stadtkind in Duisburg aufgewachsen und hatte immer eine große Sehnsucht danach, mitten in der Natur zu leben. Mit dem Umzug nach Schermbeck kamen erst der Angelschein, dann der Jagdschein, und jetzt im Ruhestand hat der ehemalige Elektrosteiger an einem Lehrgang zum Hobbyimker teilgenommen. „Ich konnte eine Saison lang einen erfahrenen Imker begleiten und habe vom Frühjahr bis zum Herbst miterlebt, wie ein Bienenvolk versorgt wird“, berichtet Kurt Fey von seinem Einstieg in die Imkerei vor etwa fünf Jahren.

Auch wenn es jetzt ruhig ist um die Bienenstöcke in der Üfter Mark, es ist trotzdem noch eine Menge los hinter den braunen Styropor-Wänden. Die ca. 15.000 Bienen, die vom Sommervolk übrigbleiben und sich für das Überwintern bereitmachen, halten den gesamten Stock auf etwa 30 Grad. Es wird ständig aufgeräumt und geputzt, und die Ammen kümmern sich darum, die letzte Brut des Jahres aufzuziehen. Ansonsten heißt es: Ruhe geben und Kraft tanken, damit alle den Winter überleben. Im nächsten Jahr könnte es sein, dass sich die Bienen wieder so sehr vermehren, dass es ihnen zu eng wird im Stock. Ein Teil der Bienen würde dann schwärmen. Dann sucht sich dieser kleine Schwarm einen neuen Wohnort.

Schwärmende Völker einfangen

Kurt Fey muss stets aufmerksam sein und kann mit etwas Glück einen Schwarm auf Abwegen wieder einfangen. Das passiert von April bis Ende Juni. Wenn der Imker vorher spürt, dass Unruhe im Stock ist, kann er auch gezielt einen Teil des Volkes in ein neues Bienenhaus umsiedeln, um einen Ableger zu bilden. So werden es in jedem Jahr mehr und mehr Völker, für die ein Imker verantwortlich ist. Bei Kurt Fey sind es inzwischen zehn, verteilt über ganz Schermbeck. „Wenn das abgeteilte Volk merkt, dass es gar keine Königin mehr hat, dann beginnt es, eine neue Königin zu züchten.“ Die Larve, die zur Königin reife, bekomme ausschließlich Gelée Royal, erhalte ich einen Exkurs über die Aufzucht einer Bienenkönigin. Dieses königliche Gelée stellten die Bienen selbst her, und es sei besonders reich an Aminosäuren und Spurenelementen. Die Faszination für die komplexen Vorgänge in einem Bienenvolk springt sofort über, wenn Kurt Fey über die intuitiven Fähigkeiten der Bienen spricht. „Die Organisation in einem Bienenvolk ist unglaublich“, fügt er hinzu. „Eine Biene beginnt als Putzbiene und macht die Waben sauber, aus denen sie und ihre Schwestern gerade geschlüpft sind. Dann entwickelt sie sich weiter zur Ammenbiene und später zur Sammelbiene. Ein Teil der Bienen bekommt aber auch die Aufgabe, als Wächterbienen fremde Insekten vom Einflugloch fernzuhalten.“ Nur die männlichen Bienen sind nicht in die tägliche Arbeit im Stock eingebunden. Sie haben einzig die Rolle, die Königin auf ihrem Hochzeitsflug zu begatten, damit sie danach wieder Eier legen kann. Die Königin wird von bis zu 20 Drohnen befruchtet. Nach dem Akt fallen die Drohnen tot zu Boden.

Volksbankwald, Arboretum und Bienenlichtung – ein Ausflugstipp

Jetzt, mit Beginn der kalten Jahreszeit, gibt es kaum noch Drohnen, also männliche Bienen, im Stock. Sie sind gezielt von den Bienen hinausgedrängt worden, da sie ohne wirkliche Aufgabe im Winter nur die Vorräte wegfuttern würden. Jetzt sammelt das Volk Kraft, bevor es im kommenden Frühjahr wieder in eine lange Saison geht, in der sie kiloweise Honig produzieren werden, der in Schermbeck an einigen Verkaufsstellen oder direkt bei Kurt Fey bezogen werden kann.

Und bis dahin sind die Pläne sicherlich schon weiter gediehen, aus der kahlen Lichtung ein Arboretum entstehen zu lassen, einen Lehrwald mit vielen verschiedenen Baumarten. Ein Ausflug zu den Bienen am Volksbankwald wird dann für Spaziergänger, Schulklassen und Kindergartengruppen noch spannender. Und Kurt Feys Bienen haben noch ein bisschen mehr Auswahl, wo sie Blütennektar und Honigtau in der Umgebung sammeln.

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