Geschlechtergerechte Sprache für Blogbeiträge und Homepage-Texte
Gendern bewegt die Gemüter. Immer öfter äußern sich Befürworter:innen und strikte Gegner:innen in Artikeln über gendergerechte Sprache, die in den Augen der einen für Geschlechtergerechtigkeit sorgt und in denen der anderen die deutsche Sprache furchtbar malträtiert. Was die einen „Krieg der Sternchen“ nennen, ist für die anderen der logische Schritt in eine gerechtere Zukunft. Auch an der Schermbecker Energiegenossenschaft geht die Diskussion nicht vorbei. Unser Gedanke: Eine Institution, die sich für den nachhaltigen und liebevollen Umgang mit der Natur einsetzt, kann und sollte sich im Bereich der Sprache nicht mit einem rückschrittlichen Konzept begnügen, das die männliche Form oft deutlich in den Mittelpunkt rückt. Es geht nicht um eine radikale Reform auf der Website der Energiegenossenschaft. Das Ringen um eine gerechte Sprache sollte also nicht in den Vordergrund treten. Es sollte lediglich ein fairer Umgang mit Sprache angestrebt werden. Texte und Kommunikation der Energiegenossenschaft möchten in Zukunft der Anerkennung von Geschlechteridentitäten und Antidiskriminierung nicht im Wege stehen und sich an alle Menschen gleichermaßen wenden.
Ein Kritikpunkt, der gendersensibler Sprache oft entgegengehalten wird, ist die Tatsache, dass so die Unterschiede zwischen den Geschlechtern noch betont werden, dass also Aufmerksamkeit auf die falsche Sache gelenkt wird. Das ist solange so, bis die Einbeziehung aller Geschlechter in die Kommunikation selbstverständlich geworden ist. Also führt der Weg über die vorübergehende besondere Aufmerksamkeit für das, was die Geschlechter trennt. Und das gebietet einer besonderen Verantwortung dahingehend, welche Formulierungen tatsächlich gewählt werden.
Sprache ist Identität
Sprache ist ein sehr persönlicher menschlicher Bereich, der nur gut begründet und behutsam verändert werden darf. Dieses Bestreben zu fördern, tragen heute nicht mehr in erster Linie Feministinnen bei, sondern die Queerbewegung, die einen sehr hohen Männeranteil aufweist. Es wäre begrüßenswert, wenn Veränderungen nicht mehr so lange dauern, wie zum Beispiel die Abschaffung der Bezeichnung Fräulein, die schon 1954 gefordert und erst in den 1970er Jahren umgesetzt wurde. Sprache hat damals lange Zeit offengelegt, wenn eine junge Frau unverheiratet war, also nicht dem entsprochen hat, was gesellschaftlich gewünscht war. Die Texte auf diesen Seiten können ein kleines Bisschen dazu beitragen, sanfte Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken, dass Sprache nämlich als ungerecht, verletzend und missachtend empfunden werden kann.
Der Rat der Deutschen Rechtschreibung
Der Rat der Deutschen Rechtschreibung hat sich bis zum kommenden Jahr Zeit genommen, um einen konkreten Vorschlag für gendergerechte Sprache zu erarbeiten. Verbindliche Regeln gibt es bisher nicht. Die bisherige Empfehlung heißt: Eine angemessene sprachliche Bezeichnung aller Menschen ist wünschenswert. Allerdings will sich der Rat nicht frühzeitig festlegen: Die Entwicklung der deutschen Sprache soll nicht durch vorzeitige Empfehlungen und Festlegungen beeinflusst werden. Es ist also an den Menschen in der Praxis, im Tun die passenden Kriterien zu entwerfen und auszuprobieren. Also ergreifen wir die Initiative.
Gendern heißt Gerechtigkeit, auch wenn es ein Stolpern beim Lesen bedeutet. Das kleine Holpern macht auf die noch immer bestehende Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern aufmerksam. Vorreiter im Bereich gerechte Sprache sind einige Kommunen, vor allem größere Städte (z.B. Lübeck, Dortmund, Freiburg), viele Universitäten und auch die ersten Unternehmen wie zum Beispiel Otto und Audi. Institutionen erarbeiten oder lassen Leitfäden erarbeiten, die den verbindlichen Umgang mit Sprache festlegen und für Zweifelsfälle Vorschläge unterbreiten.
Praktische Umsetzung
Ziel ist für uns, eine gendersensible Sprache umzusetzen, die nicht zu viel Aufmerksamkeit auf die Sprache an sich lenkt. Auf sperrige Wort-Neuschöpfungen wird dabei verzichtet. In diesem Falle ist eine Umformulierung des ganzen Satzes vorzuziehen. Wo es geht, sind neutrale Wörter die bessere Wahl als binär gegenderte Wörter – also Lesende statt Leser und Leserinnen. Wo ein Wort divers gegendert werden soll, werden wir den noch wenig abgegriffenen Doppelpunkt im Wort verwenden – Mitarbeiter:in – da er nicht so auffällig den Text sprengt wie ein Gendersternchen, nicht so belastet ist und auch barrierefrei für Sprachprogramme funktioniert.