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Das E-Auto – mal gefeiert, mal totgesagt

Das Elektroauto ist der ideale Gegenstand, um sich herrlich in die Haare zu kriegen. Die Positionen in lebhaften Diskussionen stehen sich oft diametral gegenüber. Für die einen ist es die Mobilität der Zukunft oder zumindest der erste Schritt, um die Mobilität komplett neu zu denken. Für die anderen ist es eine Nebelkerze, die sich in Aktionismus erschöpft und nicht bis zum Ende durchdacht ist, nach dem Motto: Irgendwas müssen wir ja tun.

Eine lange Geschichte

Das Elektroauto wurde schon in den 1830er Jahren erfunden. Den ersten deutschen Wagen mit Elektroantrieb gab es 1888, den Flocken Elektrowagen aus Coburg. Durchgesetzt hat es sich bis heute nicht, das E-Auto. 2017 waren laut Statistischem Bundesamt nur 0,7 % aller Neuzulassungen Autos mit elektrischem Antrieb – etwas über 25.000. 2018 waren es knapp über 36.000. Das sind dann 1,1 %. Das Ergebnis nach fast 200 Jahren Entwicklungszeit: Es gibt sie serienmäßig, der Verbraucher hat eine gewisse Auswahl und die Benutzung eines E-Autos ist inzwischen infrastrukturell möglich. In anderen Ländern ist die E-Mobilität schon viel weiterverbreitet und weithin akzeptiert als nächster Schritt nach dem Verbrennungsmotor. Aber ist es die richtige Alternative zum Verbrennungsmotor?

Die Vorteile eines E-Autos

Der deutlichste Vorteil ergibt sich an Ort und Stelle, nämlich dort, wo die E-Autos unmittelbar herumfahren. Denn sie machen unsere direkte Umwelt, unseren Wohnort, unsere Straßen sauberer und lassen uns freier atmen. Der emissionsfreie Antrieb wirkt sich in der Stadt, in Wohnvierteln und belebten Straßen positiv aus. Natürlich gilt diese Emissionsfreiheit nicht für den Herstellungsprozess, aber dazu später mehr.

Ein weiterer Vorteil ergibt sich bei der Lebenszyklus-Analyse eines E-Autos. Wenn ein solcher Wagen auch bei der Entstehung, also beim Bau einen größeren CO2-Fußabdruck erzeugt, als ein herkömmliches Auto, so baut sich dieser im Laufe der Zeit wieder ab. Je nach Berechnung zwischen 50.000 und 100.000 Kilometern braucht es, um die Waagschale im Vergleich zum Verbrenner leichter werden zu lassen. Am Ende des E-Auto-Lebens, kurz vor dem Verschrotten, hat es weniger emittiert.

Dann kann der Akku im E-Auto sein zweites Leben beginnen – Stichwort Second Life. In den meisten Fällen wandern die gebrauchten Akkus aus den Elektroautos in Gebäude und Haushalte als sogenannte stationäre Energiespeicher. Wenn beispielsweise ein Akku eines Renault ZOE (mit Mietbatterie) unter die 80 % Kapazitätshürde fällt, wird er gegen einen neuen ausgewechselt. BMW verfährt hier ähnlich. Nach aktuellen Aussagen der Autokonzerne, sollten die Akkus ein Autoleben lang halten. Mit der anschließenden Nutzung als Heimspeicher, kann ein und derselbe Akku demnach einen Lebenszyklus von 15 bis 20 Jahren erreichen. Da schon heute bis zu 95 Prozent der Akkukomponenten recycelt werden können, werden in den nächsten Jahren noch höhere Quoten erreicht und damit der CO2-Fußabdruck eines Akkus stetig verbessert. ZEIT online hat über das Verfahren des Second Life berichtet.
Siehe auch tagesschau.de: Milliarden für europäische Batteriezellen
Auch positiv stimmt der geräuscharme Betrieb innerorts. Mit einem künstlichen Geräusch ist der Wagen nun sicherer worden, so dass Passanten das herannahende Fahrzeug bemerken. Außerorts ist das Auto ähnlich laut wie ein Benzin- oder Dieselfahrzeug, da hier nur das Abrollgeräusch der Reifen relevant ist bzw. den Lärmpegel ausmacht.

Die Betriebskosten des E-Mobils sind auf der Haben-Seite, also im Bereich Pro E-Auto zu verbuchen. Denn die sind günstiger als beim Verbrenner - dadurch, dass der Strom günstiger zu haben ist und einem manchmal noch überschwänglich geschenkt wird. Und auch die Steuervergünstigungen sorgen dafür, dass sich Fahrzeug rechnet. Reparatur- und Wartungskosten sind ebenfalls deutlich niedriger.

Die Nachteile eines E-Autos

Vor allem die hohen Anschaffungspreise fallen negativ ins Gewicht. Mit wenigen Ausnahmen sind auch schon kleine Fahrzeuge recht teuer.

Wer ein Elektrofahrzeug im Alltag nutzt, muss sich darauf einstellen, besser zu planen und Reisetage gut strukturiert anzugehen. Zumindest, wenn man längere Strecken vor sich hat. Die Reichweite ist immer noch nicht sehr groß. Also ist die Mobilität gebunden an Ladezeiten, und somit müssen Pausen und tatsächlich erreichbare Ladestationen an der Strecke eingeplant werden. Und diese müssen auch zum erforderlichen Zeitpunkt frei sein, da sich sonst lange Wartezeiten ergeben. Immerhin sind in den kommenden Jahren Verbesserungen in Sicht, da die Batterien immer besser werden und damit höhere Reichweiten möglich machen.

Umweltfreundlich ist ein Elektroauto nur dann, wenn die getankte Energie aus erneuerbaren Quellen stammt und die Luft nicht beispielsweise durch ein Kohlekraftwerk zusätzlich verschmutzt. Auch die Feinstaubwerte sind beim Elektrowagen nicht komplett wegzudiskutieren. Während des Herstellungsprozesses sind die Feinstaubwerte des E-Autos höher als bei der Herstellung eines herkömmlichen KFZ. Über den gesamten Lebenszyklus gleicht sich dieser Nachteil wieder aus. (Quelle: Umweltbundesministerium) Wer allerdings lediglich hin und wieder zum Supermarkt fährt, kann sich diesen Vorteil nicht anrechnen. Bei den Stickoxidwerten ist das Gewissen es E-Autofahrers entlastet. Hier schneidet die neue Antriebsart durchweg besser ab.

Hin und wieder wird in der Diskussion die Frage aufgeworfen, ob E-Autos im Fall eines Unfalls unsicherer sind. Der ADAC schreibt, dass bislang kein Elektroauto bei einem Crashtest negativ aufgefallen ist, empfiehlt aber, eine sogenannte Rettungskarte hinter die Sonnenblende zu klemmen, damit Ersthelfer im Pannen- oder Rettungsfall wissen, wo und wie sie zum Beispiel Schneidewerkzeuge ansetzen müssen, um Risiken zu minimieren. Hier können Sie sich für Ihr Elektrofahrzeug die entsprechende Rettungskarte herunterladen.
Der ADAC benennt das Risiko eines Brandes genauso niedrig wie beim herkömmlichen Auto. Bleibt der Risikofaktor Batterieverformung. In seltenen Fällen kann die Antriebsbatterie durch einen sogenannten Thermal Runway Feuer fangen und ist dann nur schwer zu löschen. Eine spezielle Ausbildung der Feuerwehr und der Ersthelfer ist essentiell für diesen Fall.

Wir sind mitten in der Entwicklung

Da immer mehr Elektroautos mit realen Reichweiten von 300 bis 400 Kilometern und Schnellladeleistungen von bis zu 150 kW auf den Markt kommen und gleichzeitig das Schnellladenetz wächst, können auch längere Strecken immer besser mit Elektroautos zurückgelegt werden. Und das wird sich im Zuge der Akku-Entwicklung noch verbessern.

Schon jetzt liegen zwischen einem Fahrzeug von 2010 und 2019 Welten. Im besten Fall werden die modernen Verbrennungsmotoren Wirkungsgrade von 20 Prozent erreichen. Der Rest verpufft als Wärme durch den Auspuff. Elektromotoren weisen schon heute Effizienzgrade von 60 bis 70 Prozent auf (wenn der Strom regenerativ erzeugt wurde). Wasserstoffautos – angetrieben durch eine Brennstoffzelle – besitzen übrigens aktuell einen Wirkungsgrad von nur rund 25 Prozent, da der Rest der ursprünglichen Energie in der Elektrolyseanlage verloren geht. Durch effizientere Herstellungsverfahren und Nutzung der Abwärme von Elektrolysen werden die Techniken sich in den nächsten Jahren stark verbessern und den konventionellen Verbrennungsmotor (Benzin/Diesel) mit dessen geringen Wirkungsgraden mehr und mehr aus dem Markt drängen, was für die Erreichung der Klimaziele des Verkehrssektors unabdingbare Bedingungen darstellen. Wer sich hier weiter einlesen will, sei zum Spiegel weiterempfohlen. Die hier genannten Zahlen stammen außerdem aus UNIKAT, dem Magazin der Ingenieurswissenschaften der Universität Duisburg-Essen, Ausgabe 39.

Die Pro-und-Kontra-Rechnung fällt individuell sehr unterschiedlich aus, je nachdem welche Fahrgewohnheiten jemand hat und welche Strecken zurückgelegt werden müssen. Wenn es nur darum geht, das richtige E-Modell zu finden, kann der Vergleichsrechner der Seite Greenfinder.de helfen.

Bei der Anschaffung können wir uns sicherlich darauf verlassen, dass sich im Laufe der Zeit bislang offene Fragen nach und nach beantworten lassen, wie zum Beispiel die, der sinnvollen Entsorgung. Wenn viel mehr Elektroautos zugelassen werden, müssen auch die Kapazitäten bei der Entsorgung und des Recyclings mitwachsen. Auch bessere Akku-Technologien sind in der Entwicklung und werden nach und nach die bisherigen Lithium-Ionen-Akkus ersetzen, die bisher erkennbar an ihre Grenzen stoßen.

Wichtig ist, dass die Diskussion nicht abreißt. Vielleicht sind E-Autos nicht die reine Lehre, sondern eine von mehreren Alternativen, mit denen wir in die Zukunft fahren. Es dürfen die anderen Optionen nicht aus dem Blick verloren werden, vor allem, solange Strom noch aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird. Die Produktion der Akkus wird effizienter und umweltschonender, die Lieferketten für seltene Erden werden transparenter, je mehr der Fokus darauf gerichtet wird.

Trotzdem muss die Forschung auch in Bezug auf eine heute noch nicht denkbare Art der Fortbewegung weiterverfolgt werden. Es wäre aber fahrlässig, warten zu wollen, bis es die perfekte Alternative zum heutigen Verbrennungsmotor gibt.



Unsere Erfahrungen mit SCHERmyCAR

Im März sind die Gemeinde Schermbeck, die Volksbank und Energiegenossenschaft mit dem e-CarSharng-Projekt SCHERmyCAR gestartet. Die beiden Renault ZOEs haben mit der 41 KW-Batterie eine realistische Reichweite zwischen 220 - 300 km (220 km im Winter, 300 km im Sommer). Der Kaufpreis beträgt ca. 25.000,00 zzgl. mind. 59 Euro Batteriemiete (abhängig von der Jahreskilometerleistung). Der ZOE kann auch mit Akku gekauft werden, ist dann aber teurer (rund 8.000 Euro). Das muss jeder für sich selbst durchrechnen und abwägen. Nach der Garantie wird der Akku nicht mehr auf Kosten von Renault ersetzt – anders als bei der Batteriemiete.
Beim Neukauf können 5000 Euro Elektrobonus beantragt werden. Im Rahmen des CarSharings können die beiden Fahrzeuge getestet und geteilt werden. Mit dem Pilotprojekt wollen wir vor Ort allen Bürgern die Möglichkeit geben ein Elektroauto zu testen und vor allem möchten wir dazu anregen damit zu experimentieren ein Auto zu teilen und womöglich den Familien-Zweitwagen abzuschaffen oder durch ein E-Lastenrad zu ergänzen. Unter dieser Prämisse sehen die oben ausgeführten Berechnungen nochmal anders aus, da die Anzahl der Autos reduziert und die Mobilität vor Ort in Schermbeck neu gestaltet würde.

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